Mehrkosten Energie von jährlich 6’600 Franken pro Person

Die Abkehr von den fossilen Energieträgern ist extrem teuer. Aktuelle Berechnungen gehen von mindestens 387 Milliarden Franken «Dekarbonisierungskosten» aus. Das sind 12.9 Milliarden Franken pro Jahr – über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten. Bei 9 Millionen Einwohnern müsste jeder von uns in diesem Zeitraum 43‘000 Franken mehr bezahlen. Das heisst pro Jahr und Person zusätzlich 1‘433 Franken zu den jetzt schon drückenden Energiekosten.

Das ist aber noch nicht alles. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass in Zukunft ohnehin mit viel höheren Energiekosten zu rechnen ist. Sie werden sich je nach Szenario gemäss ETH-Professor Andreas Züttel mehr als verdreifachen – von heute 3’000 Franken pro Kopf auf 9’600 Franken pro Kopf und Jahr.[1]

Jegliche Erhöhungen sowie neue Abgaben und Gebühren, welche die Stromproduktion verteuern, sind mehr als problematisch und führen dazu, dass sich nur noch Reiche

– das Autofahren, auch einmal für einen Ausflug, leisten können

– eine genügend geheizte Wohnung leisten können (siehe England und Deutschland im Winterhalbjahr 2022). Ausser der Staat subventioniert einmal mehr die sozial Schwachen, der Mittelstand bleibt auf den Kosten sitzen.

– eine Ferienreise leisten können

– ein Wochenende in Paris leisten können

– sparen können

– sich erfüllende Hobbys leisten können

– einmal für sich etwas shoppen können

Entwicklung Strompreise Schweiz

Für das Jahr 2023 steigen die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte zum Teil stark an. Dies geht aus den Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom hervor. Ein typischer Haushalt bezahlt im kommenden Jahr 26.95 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh, alles Medianwerte). Dies entspricht einer Zunahme von 5.77 Rp./kWh (+ 27 %).[2]

Konkret: Ein typischer Haushalt mit einem Verbrauch von 4‘500 kWh (sog. Verbrauchsprofil H4: vierköpfige Familie in einer 5-Zimmer-Wohnung mit Elektroherd und Tumbler) bezahlt im kommenden Jahr 27 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh), also 5.8 Rp./kWh mehr als 2022. Auf ein Jahr gerechnet, entspricht dies einer Stromrechnung von 1’215 Franken (+ 261 Fr.).

Bekannt ist der Fall eines kleineren Berghotels, das bisher jährlich 5’000 Franken Stromkosten bezahlten musste. Ein Berner Stromproduzent habe dann einen neuen Jahresvertrag von gut 162’000 Franken unterbreitet – ein 32fach höherer Betrag.[3] Die Liste lässt sich beliebig erweitern, etliche KMU sind in ihrer Existenz bedroht.[4]

Die ARA Thunersee muss gemäss ihrem neuen Vertrag 90 Rappen statt 15 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen. Die Stromrechnung beim öffentlichen Dienstleister schiesst damit um 3,7 Millionen Franken in die Höhe! Die Mehrkosten müssen die 37 angeschlossenen Gemeinden berappen, also wieder der steuerzahlende Mittelstand.[5]

Es muss auch deutlich festgehalten werden, dass bereits vor dem Ukraine-Krieg die Situation am Strommarkt dramatisch war und auf längere Sicht ungelöst sein wird. Der Stromkonzern Alpiq hatte schon im Dezember 2021 den Bundesrat um Hilfe ersucht (der Rettungsschirm war die Folge). Russland marschierte erst später, am 24. Februar 2022, in die Ukraine ein.

Extreme Auswirkungen und Kosten auf die Schweizer Stromverteilnetze

Ein Bericht des Bundesamts für Energie vom November 2022 hält fest, dass der Investitionsbedarf bei einer stärkeren Elektrifizierung des Energiesystems bis zu 84 Milliarden Franken beträgt. Diese zusätzlichen Investitionen bis 2050 führen unter Berücksichtigung der geänderten Energiemengen zu einem Anstieg der Netznutzungstarife von bis zu 70 %.[6] Über die Netznutzungstarife werden die Kosten für den Bau, Betrieb und Unterhalt der Stromnetze auf die Endverbraucher überwälzt. Am gesamten Strompreis, den Endverbraucher bezahlen, machen die Netznutzungskosten durchschnittlich etwa 50 % aus.[7]

Veranschaulichung der Auswirkungen anhand eines 3-Personen-Haushalts (EFH, Ölheizung und Elektroboiler) in der Gemeinde Münsingen (Kanton Bern). Im Abrechnungszeitraum vom 1.10.2020 bis 30.9.2021 hat die konkrete Familie 6’743 kWh Strom bezogen. Die Netznutzungskosten allein betrugen 747 Franken. Eine Zunahme von 70 % würde also eine Zunahme von 523 Franken auf neu 1’270 Franken bedeuten – ohne Berücksichtigung der steigenden Strompreise, der ganzen Abgabenlast und der MWST, welche jeweils separat in der Abrechnung ausgewiesen werden.

Unberechenbare Wirkung auf alle Konsumentenpreise

Auch sind die Auswirkungen von Netto-Null auf die Konsumentenpreise (bspw. auf die Nahrungsmittelpreise) noch unbeziffert – und dürfen auch nicht isoliert betrachtet werden. Was klar ist: Höhere Energiepreise und die Investitionskosten verteuern die Produktion und damit die Preise für die Kundinnen und Kunden. Dazu ist im Bereich Mobilität mit höheren Lenkungsabgaben zu rechnen (bspw. durch Roadpricing) – diese Begehrlichkeiten wurden bereits geäussert.

Die Belastung für jede einzelne Familie ist stark unterschiedlich und von der jeweiligen Wohn- und Arbeitssituation abhängig. Generell kann aber festgehalten werden, dass die Belastung für die Landbevölkerung deutlich höher sein wird als für die Stadtbevölkerung. Nur schon deshalb, weil etwa die Erreichbarkeit oder das Angebot des öffentlichen Verkehrs stark unterschiedlich sind.

Zwar will man mit dem Rahmengesetz «Unternehmen mit fachkundiger Beratung unterstützen», falls sie auf freiwilliger Basis Fahrpläne zur Erreichung des Netto-Null-Ziels ausarbeiten. Dies ist offensichtlich Augenwischerei. Diese Unterstützung auf dem Weg hin zu Netto-Null ist alles andere als kostenbefreit. So manchem KMU und Geschäftsführer müsste die angepeilte Dekarbonisierung bzw. die angepeilten Netto-Null-Fahrpläne (Pro memoria: Richtwert Sektor Industrie im indirekten Gegenentwurf 50 % bis 2040, bis 2050: um 90 %) eigentlich den Schlaf rauben: Wie hoch werden die Zwangsinvestitionen sein? Welche Massnahmen und Sanktionen werden auf mein Unternehmen zukommen? Wie kann ich die gesetzten CO2-Ziele erreichen und weiterhin betriebswirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Auch manchem Landwirt müsste das Stromfresser-Gesetz (Pro memoria: Richtwert Sektor Landwirtschaft folgt so sicher wie das Amen in der Kirche) den Schlaf rauben. Was alles muss noch unternommen werden, um die gesetzten Ziele zu erreichen und weiterhin überlebensfähig zu sein? Die Klimaallianzen haben in ihren Faktenblättern bereits die Lösung parat: Ihnen schwebt der zwangsweise Strukturwandel vor mittels «einer solidarischen Landwirtschaft» und «Biofarm-Genossenschaften».[8]

Wir alle wissen es und es ist unbestritten: Die Teuerung steigt gerade jetzt sprunghaft an. Grund sind vor allem die Strompreise![9]

Verdoppelung der Benzinpreise bei Umstieg auf synthetische Kraftstoffe

Falls die klassischen Verbrennungsmotoren (Öl/Diesel/Benzin) mit Synfuels, d. h. mit synthetischen Kraftstoffen ersetzt werden, verdoppeln sich die Treibstoffpreise.

Man kann den Anteil von Elektro- oder Wasserstofffahrzeugen sowie den Anteil von synthetischen Kraftstoffen anhand der Reduktions-Prozentsätze bereits heute grob abschätzen:

-57 % CO2-neutrale Fahrzeuge bis ins Jahr 2040;

-Vorgabe bis ins Jahr 2050: 100 % CO2-neutrale Fahrzeuge

Zurzeit sind 4’600’000 Personenwagen im Umlauf, 400’000 leichte Nutzfahrzeuge, 53’000 schwere Nutzfahrzeuge und 100’000 Personentransportfahrzeuge. Hinzu kommen noch 790’000 Motorräder. Die Schweiz hatte am 30. September 2021 insgesamt 6.3 Millionen Fahrzeuge bei ca. 8.5 Millionen Einwohnern: Bei 10 Millionen Einwohnern im Jahr 2050 kann man davon ausgehen, dass mindestens 7 bis 7.5 Millionen Fahrzeuge im Verkehr sind!

Ein Liter synthetischer Treibstoff würde heute rund 3,90 Franken pro Liter kosten (ohne Mineralölsteuern).[10] Zum Vergleich: Ein Liter fossiler Treibstoff kostet heute rund 1 Franken ohne Steuern.

Wir können davon ausgehen, dass dieses Verhältnis in den nächsten Jahren sogar noch steigen wird, weil die Nachfrage nach synthetischem Treibstoff zwangsweise angetrieben wird. Zudem sind auch die anderen CO2-neutralen Treibstoffe in der Herstellung sehr teuer:

– Wasserstoff (aus Methan): 2 Fr./kg

– Wasserstoff (Elektrolyse): derzeit 5-6 Fr./kg; 2-4 Fr./kg im Jahr 2030; 1-2 Fr./kg im Jahr 2050.[11]

Steigt der Ölpreis, steigen verständlicherweise auch die Betriebskosten für die Fluggesellschaften. Der heute verwendete Treibstoff für Flugzeuge, Kerosin, wird nämlich aus Rohöl gewonnen. Die Kosten dafür geben Fluggesellschaften und Reiseveranstalter ebenfalls an den Kunden direkt weiter. Stellt man nun radikal auf synthetische Treibstoffe für die Flugzeuge um, werden Ferien bald nur noch für Reiche bezahlbar sein. Ein Beispiel: Die Kosten für den Treibstoff machen etwa 20 bis 30 Prozent der Kosten für die Fluggesellschaften aus.[12] Ein Flug von Zürich nach New York kostet heute pro Person rund 800 Franken, hin und zurück. Geht man davon aus, dass die neuen Treibstoffe 4 Mal mehr kosten, ergibt sich ein Preisanstieg von satten 700 Franken pro Ferienreise, was fast einer Verdoppelung des Preises entspricht.[13]

Die Preisbildung ist jedoch stark von den Stromkosten abhängig. Daher ist eine Preissenkung nur möglich, wenn der Strompreis sinkt (was mit Blick auf die Stromverknappung unwahrscheinlich ist). Viel wahrscheinlicher wird die Schweiz bei einem solchen Szenario auf importierten Wasserstoff bzw. importierten synthetischen Kraftstoff angewiesen sein, da wir nicht genug Strom haben werden und die Produktionskosten in der Schweiz bekanntlich hoch sind. Einzig Wasserstoff aus Solarstrom wird wahrscheinlich in kleinen Mengen in der Schweiz produziert werden, wenn die Produktion im Sommer Spitzenwerte erreicht.

Unter dem Strich ist davon auszugehen, dass sich die Treibstoffpreise bis 2050 mindestens verdoppeln werden.

Studie zeigt Verdreifachung der Kosten von «California Dreaming»

Der Bundesstaat Kalifornien erwägt einen Gesetzentwurf, der bis 2045 einen Anteil erneuerbarer Energien von 100 % aller Energieformen vorschreibt. Die «Clean Air Task Force», eine in Boston ansässige Denkfabrik für Energiepolitik, stellte kürzlich fest, dass das Erreichen der 80 %-Marke für erneuerbare Energien in Kalifornien massive Überschussmengen während der Sommermonate bedeuten würde, die 9.6 Millionen Megawattstunden an Energiespeicherung erfordern. Um 100 % zu erreichen, wären 36.3 Millionen erforderlich. Der Bundesstaat verfügt derzeit über insgesamt 150’000 Megawattstunden an Energiespeichern (dabei handelt es sich hauptsächlich um Pumpspeicherkraftwerke und zu einem kleinen Teil um Batterien).

Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Speicherung der Energie, die notwendig sind, um die Ziele des Staates zu erreichen, würden die Kosten exponentiell in die Höhe treiben: von 49 Dollar pro Megawattstunde bei 50 % auf 1.612 Dollar bei 100 % . Und das unter der Annahme, dass Lithium-Ionen-Batterien etwa einen Drittel des derzeitigen Preises kosten werden, was sehr unwahrscheinlich ist, wenn der Run nach Speicherkapazitäten durch Batterien noch zunimmt.

[1] Von heute von heute 3’000 Franken pro Kopf auf rund 4’400 Franken pro Kopf und Jahr bei einer sog. «Wasserstoffwirtschaft» und von heute 3’000 Franken pro Kopf auf 9’600 Franken pro Kopf und Jahr bei «Synfuels» aus Ökostrom, vgl. https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-87241.html.

[2] Stark steigende Strompreise 2023, 19. September 2022 unter https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-90237.html

[3] Gastro Journal, unter https://gastrojournal.ch/home/gastronomie/energieversorgung-und-explodierende-strompreise-gastrosuisse-fordert-rasches-handeln

[4] https://www.blick.ch/wirtschaft/familienbetrieb-ottiger-in-triengen-lu-bangt-um-fortbestand-die-strompreise-bedrohen-unsere-existenz-id18259913.html

[5] Strompreisschock für KMU – drohen bald Konkurse?, unter https://www.blick.ch/wirtschaft/stromschock-fuer-kmu-drohen-bald-konkurse-wer-jetzt-strom-einkaufen-muss-hat-effektiv-ein-problem-id17859088.html

[6] Auswirkungen einer starken Elektrifizierung und eines massiven Ausbaus der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien auf die Schweizer Stromverteilnetze, BFE, 10. November 2022.

[7] Wie setzt sich der Strompreis zusammen? Unter https://www.energie-experten.ch/de/wissen/detail/wie-setzt-sich-der-strompreis-zusammen.html

[8] Faktenblatt Landwirtschaft und Ernährung, Verein Klimaschutz

[9] Die Inflation in der Schweiz steigt auf 3,3 Prozent, NZZ vom 13.2.2023.

[10] https://www.avenir-suisse.ch/synthetische-treibstoffe-zum-preis-von-fr-2-40-pro-liter/

[11] https://www.avenir-suisse.ch/synthetische-treibstoffe-zum-preis-von-fr-2-40-pro-liter/

[12] Air France erhöht Ticketpreise für Einsatz von Biokraftstoff, FAZ vom 10.1.2022.

[13] https://www.swiss.com/lhg/ch/de/o-d/cy-cy/zuerich-new-york

Adresse

Überparteiliches Komitee gegen das Stromfresser-Gesetz
c/o SVP Schweiz
Postfach
3001 Bern