«Man industrialisiert die Landschaft ohne wirklichen Nutzen»

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Die vom Bund subventionierte Windlobby «Suisse éole» will 4’439 Windräder in der Schweiz errichten. Im Interview erklärt Elias Vogt, Präsident des Verbands «Freie Landschaft Schweiz», welche Gefahren unserer Natur und unserer demokratischen Mitbestimmung drohen.

Herr Vogt, zuerst der Atomausstieg, jetzt Netto Null. Was heisst das konkret?
Das Parlament will, dass wir in­nerhalb der nächsten 12 Jahre Tausende neue Windkraftwerke zubauen müssen. Die mit Steuergeldern subventionierte Windlobby «Suisse éole» sprach kürzlich von 4’439 Windturbinen, die in der Schweiz Platz finden sollen.

Wie sinnvoll ist Windenergie in der Schweiz?
Die Schweiz ist kein Windland. Wenn man die gleiche Windturbine an der Nordsee aufstellt, so produziert diese dort ein Vielfaches mehr Strom. In der Schweiz ist die Auslastung der Windräder sehr gering und liegt bei rund 20 Prozent. Der neue Windpark auf dem Gotthard hat sogar nur
10 Prozent Effizienz. Oft stehen die Turbinen still. Die Windstrom-Produktion ist immer zufällig. Man industrialisiert die Landschaft ohne wirklichen Nutzen.

Wo sind in der Schweiz die meisten Windparks geplant?
Im besonders windschwachen Kanton Zürich. Dort plant Baudirektor Martin Neukom (Grüne) 46 Windparks mit total 120 Windturbinen. Besonders gravierend ist, dass praktisch alle geplanten Windparks im Wald zu liegen kämen. Für jede einzelne Turbine, die bis zu 240 m hoch wären, müsste rund ein Fussballfeld Wald gerodet werden.

Man will also Wald roden für den Umweltschutz?
Es ist absurd, ja. Eine Windturbine im Wald bedroht vor allem Vögel und Fledermäuse in ihrem wichtigsten Lebensraum. Die Rotorblätter drehen mit bis zu 400 km/h und erschlagen alles, was ihnen in den Weg kommt. Auch für den Menschen haben die Turbinen grosse Auswirkungen. Man verliert wichtige Naherholungsgebiete, und die Windkraftanlagen entwerten die Liegenschaften rund um einen Windpark.

Aber die Bevölkerung kann doch Windparks an der Gemeindeversammlung ablehnen?
Im Kanton Luzern ist ein Gesetz geplant, damit die Gemeinden nicht mehr selber entscheiden können, ob bei ihnen ein Windpark gebaut wird oder nicht. In anderen Kantonen wird das Gleiche geprüft. Das Volk könnte so nicht mehr abstimmen.

Wie beurteilen Sie die politische Arbeit im Parlament?
Das Parlament reagiert in Panik. Die Verfassung wird umgangen und der Umweltschutz einfach ausgehebelt. Der Bundesrat soll ermächtigt werden, die Anzahl Windturbinen festzulegen, die gebaut werden sollen. Bis diese Ziele erreicht sind, erhalten alle Windturbinen «nationales Interesse». Mit diesem Etikett muss das Bundesgericht dann jede Windturbine genehmigen. Die Bevölkerung kann sich nicht mehr wehren.

Wie steht Ihr Verband zum Klimaschutz-Gesetz?
Das Ziel des Gesetzes an sich ist sinnvoll. Der Klimawandel ist eine Tatsache. Dieses Gesetz zeigt aber den konkreten Weg nicht auf, wie das Netto Null-Ziel im Einklang mit der Umwelt erreicht werden soll. Wir dürfen für den Klimaschutz nicht unsere Biodiversität, unsere Wälder und unseren Tourismus zerstören.

Sie zweifeln auch an der technischen Umsetzung?
In Deutschland sieht man, dass für jede Windturbine ein Gaskraftwerk einspringen muss, wenn es keinen Wind hat. Das Klimaschutz-Gesetz will den Ersatz von Öl-Heizungen, zeigt aber nicht auf, wie der dafür nötige Strom umweltfreundlich und ohne fossile Energieträger erzeugt werden soll. Das überzeugt weniger.

Adresse

Überparteiliches Komitee gegen das Stromfresser-Gesetz
c/o SVP Schweiz
Postfach
3001 Bern