Abschreckendes Beispiel Deutschland

Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin 2004: «Die Förderung erneuerbarer Energien wird einen Haushalt nur einen Euro im Monat kosten – so viel wie eine Kugel Eis.»[1] Das Versprechen des grünen Spitzenpolitikers erinnert fatal an die Falschaussagen von Altbundesrätin Doris Leuthard (CVP/Mitte) zur Energiestrategie 2050 («40 Franken Kosten pro Haushalt und Jahr»). Heute zeigt sich: Deutschland als Erfinderin der Energiewende – mit Gas als Grundlast – ist kläglich gescheitert. Die Preise explodieren, die Kernkraftwerke wurden nach und nach abgeschaltet, dafür stammt rund ein Drittel des deutschen Stroms aus Kohlekraftwerken. Ein Irrsinn.

Laut einer Studie hat die Energiewende Deutschland bis 2015 rund 150 Milliarden Euro gekostet. Bis 2025 könnte der Betrag auf über 500 Milliarden Euro ansteigen, wenn man den nötigen Ausbau der Verteilungs- und Übertragungsnetze mit einbezieht.[2]

CDU-Politiker Michael Kretschmer hält die deutsche Energiewende für «gescheitert»[3]. Und brandgefährlich für den Wohlstand in seinem Land: Es sei keine Alternative, einfach nur mehr Strom aus Wind und Sonne zu erzeugen. Inzwischen seien die explodierenden Gas- und Strompreise «eine Bedrohung» für den Wirtschaftsstandort. Ein Industrieland wie Deutschland kann – genauso wie die Schweiz – nur mit einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung funktionieren.

Nicht zuletzt aufgrund der hohen Steuern, Abgaben und Gebühren der Netzbetreiber zahlen die Deutschen heute den zweithöchsten Strompreis weltweit.[4]

 

Strompreise international

Private Haushalte, Juni 2022

Rappen pro kWh

Dänemark

49,6

Deutschland

48,9

Niederlande

32,0

Portugal

25,0

Japan

23,3

Schweiz

21,6

Frankreich

20,1

Polen

16,7

USA

16,1

Russland

5,7

Rechenbeispiel: Ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz verbraucht im Jahr 5’000 kWh.[5] Das entspricht gemäss Tabelle einer Stromrechnung von 1’080 Franken. Ein deutscher Haushalt bezahlt für den gleichen Verbrauch bereits heute 2’445 Franken.

Nach dem geplanten Kohleausstieg (allein 31,4 % der Stromerzeugung 2022) soll die Stromversorgung in Deutschland treibhausgasneutral sein. So sieht es das «Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien» (kurz: EEG) vor.[6] Dieser Ausstieg ist illusorisch. Reiner Haseloff, CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, meinte hierzu im März 2023: «Wenn die Alternative darin bestehen solle, Kohlestrom aus Polen oder Atomstrom aus Frankreich zu importieren, dann muss ich schon fragen, ob das eine ethische und, sagen wir mal, wertemässig von uns allen getragene Antwort auf die jetzige Problematik sein kann.»[7] Zur Erinnerung: Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 80 % des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien stammen.[8] Der Anteil der Erneuerbaren Energien soll sich also in weniger als sieben Jahren fast verdoppeln. Das Problem des Flatterstroms wird noch grösser. Wie die Grundenergie ohne Gas und Kernkraft gesichert werden soll, weiss niemand. Zumal der Kernenergieausstieg mit seinem 6,5 % Anteil der Bruttostromproduktion in Deutschland beschlossene Sache ist.

Mit Blick auf unseren Nachbarn wissen wir heute:

  1. Deutschland hat weltweit die höchsten Strompreise.
  2. Wegen der Energiekrise hat die Abhängigkeit Deutschlands von Kohle in der Stromproduktion noch zugenommen.[9]
  3. Deutschland ist auf Energieimporte aus dem Ausland angewiesen: Der Anteil der Nettoimporte am Energieverbrauch belief sich laut Eurostat 2021 auf 64 %.[10]
  4. Dunkelflauten haben gravierende Auswirkung auf die Solarstromproduktion.[11]
  5. Ein noch so kräftiger Zuwachs an Windkraft geht nicht immer mit einer steigenden Einspeisung einher. Die Erfahrung machte Rheinland-Pfalz. Obwohl das Land seine Windkraft um 14 Prozent ausgebaut hatte, sank die Einspeisung sogar geringfügig. Der Grund: Es wehte weniger Wind als in den Jahren zuvor.[12]
  6. Zwar wollen sich einige Länder auf die Speicherung des Stroms aus den stark schwankenden Energiequellen wie Windkraft oder Photovoltaik spezialisieren. Das Problem ist aber – genauso wie in der Schweiz – noch ungelöst. In der Schweiz müssten dafür 30 Pumpspeicherkraftwerke in der Grösse des Grimsel-Kraftwerks gebaut werden, was völlig illusorisch ist.
  7. Alle Länder rechnen auf der Basis eines sinkenden, sprich «effizienten» Stromverbrauchs. Wie der (Netto-)Verbrauch bis 2050 tatsächlich weiter sinken soll, ist völlig unklar, zumal die Elektrifizierung des Verkehrs, der Heizungen und die Digitalisierung zu massiv mehr Strombedarf führen.

Zu guter Letzt kommen auf die deutschen Immobilienbesitzer (und Mieter) grosse finanzielle Herausforderungen zu. Denn am 14. März 2023 wurde bereits der nächste Schritt beschlossen: Das EU-Parlament einigte sich auf die Grundsätze einer Zwangssanierungen von Gebäuden.[13] Dies bedeutet nebst einem dramatischer Wertverlust bei älteren Gebäuden fast unbezahlbare Kosten für Gebäudesanierungen. Diese können schnell im sechsstelligen Bereich sein, wie CDU-Mann Radtke auf Twitter klarstellte: «Wir reden von Kosten zwischen 190’000 und 340’000 Euro für ein 140-Quadratmer-Eigenheim.»[14] Viele Deutsche bangen um ihr Zuhause.[15] Das Netto-Null-Ziel des Stromfresser-Gesetzes zielt in die genau gleiche Richtung. Die durchschnittliche Sanierung eines Gebäudes in der Schweiz kostet rund 250’000 Franken. Die Folge: Noch höhere Mieten, Wohneigentum wird noch teurer und viele Hausbesitzer können sich die Sanierungen gar nicht leisten.

[1] Deutschland ist in der Energiewende das falsche Vorbild, NZZ vom 4.5.2017, unter https://www.nzz.ch/wirtschaft/energiepolitik-das-falsche-vorbild-deutschland-ld.1290233?s_kwcid=AL%216521%213%21517772756059%21%21%21g%21%21&gclid=Cj0KCQjw8e-gBhD0ARIsAJiDsaWTvCnugym2qJGyetKmL782zm7sLR7FoqLSzZ6zIIZHZiJ73MgpJ40aAhjSEALw_wcB&trco=19001541-05-18-0001-0005-009741-00000000&reduced=true

[2] Stromkosten EEG & Co. treiben Energiewendekosten auf 520 Milliarden Euro, 10. Oktober 2016, unter http://www.insm.de/insm/presse/pressemeldungen/pressemeldung-studie-eeg

[3] «Braunkohlekraftwerke anzuwerfen, ist Wahnsinn», Der Spiegel vom 1.8.2022 unter https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/michael-kretschmer-sachsens-ministerpraesident-haelt-energiewende-fuer-gescheitert-und-fordert-akws-statt-kohle-zum-gas-ersatz-a-daeb7d0e-dad5-458e-adae-ec424a5fb1d1

[4] Strompreise für private Haushalte, Juni 2022: https://de.globalpetrolprices.com/electricity_prices/

[5] Faktenblatt, EnergieSchweiz, Bundesamt für Energie BFE, August 2021.

[6] https://www.gesetze-im-internet.de/eeg_2014/

[7] Früherer Kohleausstieg im Osten: Haseloff: Grünen-Pläne „völlig illusorisch“, zdf heute vom 18.3.2023.

[8] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/klimaschutz/novelle-eeg-gesetz-2023-2023972

[9] Kohleanteil bei Strom steigt auf ein Drittel, Tagesschau 9.3.23, unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromerzeugung-windenergie-kohle-solar-erdgas-atomstrom-101.html

[10] EuropaEnergieabhängigkeit der EU 2021 bei 56 %, Statistisches Bundesamt, unter https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Umwelt-Energie/Energieabhaengigkeit.html#:~:text=Die%20AG%20Energiebilanzen%20weist%20f%C3%BCr,Stand%3A%2028.02.2023.

[11] Die Auswirkung der Dunkelflaute auf die deutsche Energiewende, 15.2.2022, unter https://www.deutschlandfunk.de/dunkelflaute-erneuerbare-energien-kohleausstieg-100.html.

[12] Die Energiewende ist gescheitert, FAZ vom 16.3.2012.

[13] EU-Sanierungspflicht: Das müssen Hausbesitzer wissen, Das Haus, 21.3.23, unter https://www.haus.de/news/eu-sanierungspflicht-das-muessen-hausbesitzer-wissen-di-36549

[14] Kosten-Schock für Hausbesitzer? Nach Immobilien-Kracher der EU muss Habeck weitreichende Entscheidung treffen, Focus vom 23.3.2023, unter https://www.focus.de/immobilien/kosten-schock-eu-zwangssanierung-von-gebaeuden-was-jetzt-auf-hausbesitzer-zukommt_id_188400901.html

[15] https://www.bild.de/bild-plus/news/inland/news-inland/sanierungs-wahnsinn-deutsche-haben-angst-um-ihr-zuhause-83261626.bild.html

Adresse

Überparteiliches Komitee gegen das Stromfresser-Gesetz
c/o SVP Schweiz
Postfach
3001 Bern